Kartenlegen


Eintauchen in die faszinierende Welt des Orakels

Woher kommt das Kartenlegen? Die Geschichte einer Faszination

Bei Anruf Kartenlegen? Ein spannender Zukunftsblick bequem von zuhause aus? Eintauchen in die faszinierende Welt des Orakels, ohne das heimische Sofa zu verlassen? Nie zuvor in der Geschichte der Menschheit war eine so außergewöhnliche und inspirierende Dienstleistung wie die sogenannte esoterische Lebensberatung mit Kartenlegen und Wahrsagen so leicht erhältlich und zugleich so einfach zugänglich wie heute.
Woher kommt das Kartenlegen?

Es genügt heute, auf einem Portal für Kartenlegen und Hellsehen den Berater der Wahl auszusuchen und seine persönliche Durchwahl zu wählen, um sofort mit einem Experten seines Fachs verbunden zu werden, der in Echtzeit das Tarot, die Skat- oder die Lenormand-Karten zu allen Fragen, die das Schicksal betreffen, zu Rate zieht. Die heutige Branche der esoterischen Lebensberatung in der Schweiz schöpft aus dem Vollen, was die Thematik und die Methodenvielfalt angeht, doch ihre ersten Anfänge sahen völlig anders aus als die Schaltfläche einer Internet-Website.

Der heute so weit verbreitete Begriff der esoterischen Lebensberatung hat erst in jüngster Vergangenheit den älteren Begriff der „Divination“ abgelöst, der „Orakelwesen“ bedeutet und sich aus dem Kult um die Götter herleitet , denn Deus oder auch Dei im Plural bedeutete Gott auf Lateinisch, daher stammt das Wort Divination für die Kunst, mit den Göttern zu kommunizieren. Mit den Göttern zu kommunizieren klingt für uns heute fremd und ganz weit hergeholt, doch für die Menschen der Antike erschien diese Zwiesprache als ebenso selbstverständlich, wie auch als lebensnotwendig.


Das Orakelwesen gehörte dem Priesterstand


Zu Beginn der Geschichte der menschlichen Zivilisation gehörte das Orakelwesen zum Priesterstand und seinen berufenen Vertretern, und somit untrennbar in den Bereich des Kultus und des Ritus, der in den frühen Kulturen eine derart bedeutende Rolle spielte. Der intensive Kult um Gottheiten und ihre Schicksalsmacht sollte es dem Menschen der Frühzeit ermöglichen, die Geschicke im Voraus zu wissen und sie dadurch zu lenken und mitzubestimmen, indem die Götter rituell durch Opfer gnädig gestimmt wurden.

Das Opfern gehörte daher zu den ältesten Kulthandlungen der Menschen, und wir finden Beispiele hierfür im Alten Testament, wo die Israeliten zu Gunsten Jahwes Widder opfern und der Stammesvater Abraham sogar versucht, seinen eigenen Sohn Isaak als Opfer zu bringen, und auch in den frühen historischen Schriften der Griechen, bei Herodot und Plutarch, wo beschrieben wird, wie die Götter Apoll und Artemis durch Opfergaben – allerdings unblutige wie Blumen, Früchte und Räucherwaren – zugunsten der Menschen eingestimmt werden sollten.

Apoll, ursprünglich ein Sonnengott, hatte bei den antiken Griechen jedoch auch die Bedeutung eines Gotts der Orakel, denn ihm war auch der berühmte Sehertempel von Delphi gewidmet, in dem das Medium Pythia auf einem dreibeinigen Hocker saß und den Ratsuchenden ihre Zukunft weissagte. Wer also im antiken Griechenland seine Zukunft im Voraus wissen wollte, kam nach Delphi, um dort dem Gott Apoll zu opfern, um sich rituell zu reinigen, zu meditieren und dann – vielleicht, wenn er glücklich war und zu den Auserwählten gehörte – einen Orakelspruch von der Pythia zu erstehen.



Die Entstehung in Europa


Wir sagen hier bewusst „erstehen“, denn schon damals war das Orakelsagen nicht nur eine tiefgründige religiös-kultische Praxis, sondern auch eine kommerzielle Kunst, die sich die Priester bezahlen ließen: ohne eine großzügige Spende in Geld oder Naturalien für den Tempel gab es keine Weissagung für den Besucher.

Die Weissagungen der medial hellsichtigen Seherin jedoch waren so berühmt und auch oft so zutreffend, dass es für viele Ratsuchende gar kein Halten gab, und auch die weitesten Anreisewege und die teils hohen Gebühren für die Priesterschaft sie nicht zurückschreckten, sondern eher den Reiz des Orakels erhöhten, wie denn auch bei Waren eine künstliche Verknappung oft die Nachfrage steigert und sogar das Prädikat der Exklusivität vermittelt, das natürlich sehr begehrt ist.
Woher kommt das Kartenlegen?

In der Folge der Zeit entwickelte sich das Divinations- und Orakelwesen – nicht nur in Griechenland, sondern in ganz Europa – zunächst expansiv weiter mit zahlreichen Tempeln verschiedener Gottheiten als „Schaltstellen“, um dann jedoch ab dem vierten Jahrhundert nach Christus, mit dem Aufkommen des Christentums als Staatsreligion, in den Untergrund zu wandern.

Die Verbannung des Orakelwesens hatte, einmal wieder, religiöse Gründe, denn die Gottheiten wie Apoll galten nun als heidnisch, und die Wahrsager selbst gerieten unter Generalverdacht, denn im Buch Leviticus heißt es: „Einen Zauberer oder Wahrsager sollst du nicht leben lassen“, und manche strenge Priester der aufkommenden christlichen Kirche nahmen dieses Bibel-Wort sehr ernst und bedrohten alle, die sich mit Zukunftsschau abgaben, mit der Vernichtung, so dass sich bald niemand mehr bereitfand, offen zuzugeben, dass er als Medium oder Hellseher tätig war.

Wie sich das Kartenlegen weiter entwickelte


Aufgrund dieser offensiven Verdrängung des Orakelwesens aus dem öffentlichen Leben durch die christliche Kirche ist es heute schwierig, die tatsächlichen Entwicklungswege des Kartenlegens nachzuvollziehen, da uns viele historische Daten fehlen. Wir können daher nur ungefähr rekonstruieren, dass die ersten Spielkarten (Tarot) in Oberitalien im 15. Jahrhundert aufkamen und womöglich eine technisch verbesserte Variante der früheren handgemalten Karten darstellten.

Bildgebende technische Verfahren wie der von Johannes Gutenberg in Nürnberg erfundene Buchdruck oder das reproduktive Druckwesen allgemein, das es endlich ermöglichte, kommerzielle Vervielfältigungen von Bildern zu fertigen, hatten auch auf die Orakelkunst einen großen Einfluss, indem preiswert gedruckte Spielkarten die früher horrend teuren handgemalten Kartensets ersetzten.

Somit wurde das ehemals exklusive und nur wenigen Reichen zugängliche Vergnügen, mit handgemalten Karten zu spielen und zu orakeln, plötzlich zum Massensport, da gedruckte Kartensets in großer Zahl verfügbar waren und unkompliziert unter die Masse gebracht wurden. Dennoch war es noch ein weiter Weg von der Verbreitung der Spielkarten in der Allgemeinbevölkerung hin zur weit gefächerten esoterischen Lebensberatung durch das Kartenlegen per Telefon, wie wir es heute kennen.

Denn es gab zunächst Vorbehalte, die bunten Bildkarten – außer zum Spielen – auch zum Deuten der Zukunft zu nutzen oder gar sich als professioneller Kartenleger einen Kundenstamm und ein Renommee seiner Kunst aufzubauen. Die Reformation in der Schweiz tat der sanft aufkeimenden Kunst des Wahrsagens aus Karten einen Abbruch, denn die Anhänger der protestantischen Reformatoren Calvin und Zwingli sahen alles Spiel und jede Unterhaltung wie Tanz, Scherz und Orakel als sündhaft an und verbaten sich oft jeden Kontakt mit solchem „Teufelswerk“.

Die Entwicklung von der Renaissance bis Heute


Auch in der ansonsten so weltoffenen italienischen Renaissance und bis ins späte 18. Jahrhundert hinein blieb der Umgang mit den divinatorischen Karten eine gefährliche Angelegenheit, die den Reiz des Verbotenen hatte und noch immer mit einer Verfolgung der Kartenleger durch offizielle Autoritäten enden konnte. So wissen wir etwa aus den Tagebüchern der berühmtesten französischen Kartenlegerin aller Zeiten, Mademoiselle Lenormand, die auch für Napoleon Karten legte, dass diese zeitlebens unter der Angst lebte, verfolgt und eingesperrt zu werden für ihre orakelnden Dienste, ganz unabhängig davon, wie ehrlich sie auftrat und wie hilfreich ihre Wahrsagungen tatsächlich waren.

Erst im aufkommenden 19. Jahrhundert erleichterte sich diese Bürde, indem das Kartenlegen nach und nach fern von religiösen Vorurteilen als eine harmlose Beschäftigung angesehen wurde, die den Menschen dienen kann durch wertvolle Lebenshilfe, und indem der Kartenleger sich als moderner Dienstleister profilieren konnte. Somit wurde der Beruf des Kartenlegers, der für viele auch eine Berufung ist, aufgewertet und anerkannt und das Kartenlegen als Lebenshilfe wieder in den richtigen Bezugsrahmen gesetzt.

Gegenwärtig profitieren wir von dieser historischen Entwicklung hin zur Toleranz und Anerkennung der medialen Beratung, die uns im Endeffekt eine große Auswahl an Kartenlegern in der Schweiz und somit leichte Zugänge zum ersehnten Orakel ermöglicht. Doch ist uns das bewusst, wenn wir heute einfach zum Hörer greifen, um „unseren“ Kartenleger“ über die Zukunft in der Liebe zu konsultieren?

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